Saisonarbeit in der Landwirtschaft: Bericht 2023
Broschüre / Flyer01. März 2024
Datei herunterladenWir haben die wichtigsten Informationen der Branche für Sie zusammengestellt.
Die Saisonbeschäftigten aus Ost- und Südosteuropa sind seit Jahren ein fester Bestandteil der Landwirtschaft in Deutschland. In der Saison 2023 waren 242.800 Menschen in der Saisonarbeit tätig und stellten damit fast ein Drittel aller in der Landwirtschaft arbeitenden Menschen in Deutschland (Statistisches Bundesamt 2023). Sie werden überwiegend während der Erntesaison im Bereich der Sonderkulturen (unter anderem Spargel, Erdbeeren, Weintrauben, Baumobst) eingestellt, die von März bis Oktober reicht.
Der größte Teil der Saisonarbeiter*innen kommt aus Rumänien und Polen. Zunehmend werden aber auch Personen von außerhalb der EU für die Saisonarbeit in Deutschland angeworben. Ein erheblicher Teil der Saisonbeschäftigten aus dem EU-Raum arbeitet im Rahmen der kurzfristigen Beschäftigung.
Saisonbeschäftigte werden bei den Agrarbetrieben in Deutschland direkt angestellt. Die Vermittlung kann auf unterschiedliche Weise erfolgen: In den meisten Fällen werden sie über informelle Vermittlerfirmen aus den Herkunftsländern rekrutiert. Große Betriebe rekrutieren Beschäftigte auch direkt in den Herkunftsländern oder bewerben die Saisonarbeit über eigene Social-Media-Kanäle. Ein kleiner Teil der Beschäftigten wird auch über externe Online-Plattformen angeworben.
Abzüge von Löhnen
Die häufigsten Beschwerdefälle in der Beratung ist der Abzug von Löhnen. Zwar muss der gesetzliche Mindestlohn gezahlt werden, er darf aber auf Basis von Akkordlöhnen ausgezahlt werden. Fehlende Arbeitsverträge, pauschale Lohnabrechnungen und das Auszahlen der Löhne erst unmittelbar vor der Abreise sorgt für Intransparenz bei den Beschäftigten und führt vielfach zu Lohnbetrug. In manchen Fällen werden geleistete Überstunden nicht ausbezahlt, in anderen Fällen werden illegale Abzüge von den Löhnen vorgenommen. Eine legale Form des Abzugs von Löhnen sind Wuchermieten über einen separaten Mietvertrag.
Problematische Unterkünfte
In manchen Fällen werden Saisonarbeitskräfte von der Betriebsleitung in menschenunwürdigen Unterkünften untergebracht. Ehemalige Militärbaracken, Container, umgebaute Ställe und andere Gebäude in sehr schlechtem baulichem Zustand dienen als Unterkunft. Auch die Ausstattung der Räume (einfache Metallhochbetten, Schaumstoffmatratzen ohne Bezug oder Schimmelbefall an Decke und Wänden) ist vielfach ein Problem, ebenso wie die fehlende Anzahl und Qualität von Toiletten, Duschen und Kochstellen.
Fehlender Arbeitsschutz
Generell ist die Landwirtschaft der Bereich mit den meisten Arbeitsunfällen in Deutschland. Eine besondere Herausforderung für die Saisonarbeiter*innen ist die stundenlange Arbeit in praller Sonne bei oftmals fehlendem UV-Schutz auf den Feldern.
Fehlende Sozialversicherung
Saisonarbeiter*innen sind über die landwirtschaftliche Berufsgenossenschaft unfallversichert. Der Krankenversicherungsschutz von kurzfristig Beschäftigten jedoch beschränkt sich zumeist auf eine private Gruppenversicherung, die der Arbeitgeber abschließt. In der Praxis bedeutet dies, dass die Behandlung chronischer Krankheiten nicht abgedeckt ist und die Beschäftigten bei dem Zugang zu medizinischer Versorgung vom Arbeitgeber abhängen. Zudem entstehen für kurzfristig Beschäftigte, die teils Jahrzehnte lang regelmäßig Jahr in Deutschland arbeiten, massive Lücken im Rentenversicherungsverlauf.
Wir beraten bundesweit Saisonbeschäftigte aus der Landwirtschaft. Faire Mobilität ist zudem Teil der Initiative Faire Landarbeit. Im Bündnis mit der IG BAU, den Beratungsstellen von EVW, Arbeit und Leben und Faire Integration sowie weiteren Organisationen werden bundesweit Feldaktionen durchgeführt, um einen Erstkontakt zu Saisonbeschäftigten herzustellen und sie über ihre Arbeitsrechte zu informieren. Als Bündnis haben wir im Jahr 2023 bei 47 Feldaktionen 3.300 Saisonbeschäftigte direkt erreicht.
Kateryna Danilova
Branchenkoordination für Baugewerbe und Landwirtschaft
01. März 2024
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